Kann Facebook die eigene Homepage ersetzen?
In einem Gespräch erfuhr ich, dass ein Verein seine klassische Homepage aufgeben und statt dessen die Domain auf die Facebookseite umleiten will. Kann Facebook die eigene Homepage ersetzen? Eine Frage, auf die es nur eine schlüssige Antwort geben kann …
Facebook statt Homepage – das Dümmste, was man machen kann!
Ich bin ja immer wieder sehr stark verwundert, welche Blüten menschliche Bequemlichkeit treiben kann. Ebenso überrascht bin ich immer wieder, wieviele Firmen Werbung für ihre sozialen Netzwerk-Profile machen. Auf Drucksachen sieht man das Facebook-Logo, den Twitter-Vogel oder die Instagram-Kamera. Alles überragt und übertrumpft den Hinweis auf die eigene Homepage. Ein strategischer Fehler – gerade, wenn man auch in Zukunft noch akzeptable Reichweiten mit seinem „Digital-Business“ haben will.
„Never build your Business on a rent Ground!“
(Baue Dein Geschäft nie auf gemieteten Boden)
In meiner ganz persönlichen Digitalstrategie spielt bzw. spielen die eigenen Homepages eine ganz besondere Rolle. Ja, es ist mit Kosten und zeitlichen Aufwand verbunden. Diese lohnen sich aber langfristig. Warum, erkläre ich gleich weitergehend.
Seit 1996 betreibe ich zum Beispiel schon meine „SOR.DE“ Homepage. Die Internetadresse besteht aus den Initialen meines Namens, Sven Oliver Rüsche. Eine ganz persönliche Sache. Egal, was ich beruflich in der Vergangenheit machte, war die SOR.DE Homepage immer meine feste Basis. Jeder, der mich persönlich näher kennt, wusste immer, dass er mich unter dieser Adresse „erreichen“ kann.
Diese Internetadresse wird – aufgrund seiner langjährigen Verfügbarkeit – von Google und anderen Suchmaschinen stets im Ranking belohnt, wenn ich über ein Thema schreibe – so, wie zum Beispiel dieses Thema. Es hat ja mit dem Thema Internet und meiner Tätigkeit als Internetexperte etwas zu tun. Auch wenn die Inhalte schon öfters ausgetauscht und überarbeitet wurden, so bin ich mit meinen Meinungen und Äußerungen bei gewissen Schlagwörtern immer zu finden.
Was würde passieren, wenn meine Domain auf Facebook umleiten würde?
Ich wäre in der Suchmaschine nur zu finden, wenn jemand direkt nach meinen Namen suchen würde. Aber auch nur diesen einen Eintrag. Die meisten Inhalte, die ich dann bei Facebook veröffentlichen würde, wären gar nicht mehr im Suchmaschinenindex zu finden. Allein schon deswegen wäre die Aufgabe der eigenen Homepage und die Weiterleitung der Domain auf eine Facebookseite schon das Dümmste, was ich machen könnte.
Die eigene Homepage steht im Zentrum meiner Digitalstrategie
Wenn ich zurückblicke, dann habe ich viele soziale Netzwerke kommen und gehen gesehen. Kennst Du noch WKW?(Wer kennt Wen), die Lokalisten oder StudiVZ? Genau aus diesem Grund kann und wird niemals eines dieser temporären Erscheinungen die eigene Internetseite ersetzen können. Die eigene Homepage ist da schon zuverlässiger und sollte langfristig im Mittelpunkt stehen. Die sozialen Netzwerke können nur „Satelliten“ sein, die um dieses Zentrum kreisen. Diese Satelliten haben nur einen Zweck: Leser und Interessenten zu kanalisieren und dann zur eigenen Homepage zu schleusen, genau wie es meine Internetexperte Sven Oliver Rüsche Facebookseite macht.
Gerade in Sachen Online-Marketing macht es viel mehr Sinn, beide Welten (klassische Homepage und soziale Netzwerke) effektiv zu verknüpfen. So kann ich zum Beispiel auf der eigenen Homepage über ein Thema suchmaschinenoptimiert schreiben und dann die Homepagebesucher mit dem Facebook-Pixel „verpixeln“. Diese verpixelten Besucher kann ich dann mit dem Facebook-Marketing gezielt ansprechen und aus deren demographischen Details eine „Lookalike Audience“ bilden. Also nach ähnlichen Personen suchen, die denen meiner bisherigen Homepagebesuchern entsprechen.
Sprich: Ich habe vielleicht auf meiner eigenen Internetseite nur 200-300 Besucher täglich, aber aus dieser Datenbasis kann ich dann die Zielgruppe für mein Facebook-Marketing lupenrein bestimmen. Das ist dann zum Beispiel ein Werkzeug, dass ich mir komplett nehmen würde, wenn ich meine Internetadresse einfach auf eine Facebookseite umleiten würde. Wie schon geschrieben: Es ist das Dümmste, was man in der heutigen Zeit machen kann!
Facebook-Unternehmensseite (Fan-Page) zu statisch
Eine typische Unternehmenswebsite hat eine auf mein Unternehmen optimierte inhaltliche Struktur. Im idealen Fall findet jeder Homepagebesucher die Informationen, die er sucht. Entweder über die übersichtliche Homepagenavigation, oder durch eine Homepage eigene Suchroutine (Suchfeld).
Bei der Facebook Fan-Page unterliege ich einer fest vorgegeben Struktur. Unternavigationspunkte gibt es, diese sind aber eher auf die Funktionen von Facebook optimiert, anstatt der Auffindbarkeit von Informationen. Das will auch Facebook gar nicht. Facebook will bestimmen, welche meiner veröffentlichten Informationen welchem Facebook Mitglied angezeigt werden. Ein interessierter Leser kann also auf der Facebook Fan-Page nur in einem langen „Scroll Exzess“ nach den gewünschten Inhalten suchen. Leider nutzt auch die gezielte Suche bei Google nicht. Einzelne Inhalte werden bei Google überhaupt gar nicht aufgelistet – immer nur die eigentliche Hauptseite (die Fan-Page).
Facebook-Unternehmenseite macht Werbung für Marktbegleiter
Auf der eigenen Homepage kämest Du nie auf den Gedanken, das Logo eines Marktbegleiters zu platzieren. Auf der Facebook-Unternehmensseite ist dies gar nicht so „unnormal“. Schließlich verdient Facebook mit der Einblendung von relevanten Werbeflächen sein Geld, um den ganzen Apparat zu finanzieren. Und genau dann kann es passieren, dass Deine Fan-Page Werbung von Deinem direkten Wettbewerber anzeigt. Wie ich schon sagte: Es ist das Dümmste, was mann machen kann. Man betreibt seine Homepage nicht auf „gemieteten Boden“ … Facebook bestimmt, was auf Ihrer Facebook-Unternehmensseite angezeigt wird, und was nicht. Bei Deiner eigenen Homepage bist Du der “Boss”.
Facebook Fan-Page hat eine Stärke: Interaktion mit dem Kunden
Die einzige Stärke, die eine Facebookseite hat ist die ständige Interaktion. Schreibt ein Fan-Page Liker einen Kommentar, dann werden schnell seine Freunde und die Freunde der Seite auf diese Diskussion hingewiesen. Nun kann ein Austausch zwischen Kunde und Dienstleister stattfinden. Diese Funktion hat definitiv keine Homepage. Und genau hierzu soll auch Facebook und die anderen Sozialen Netzwerke genutzt werden. Themen auf die Agenda bringen und Meinungen einholen. Eine ideale Crowd-Ideation Plattform kann Facebook sein, wenn man sich aktiv auf die Stärken von Facebook und der dort entstandenen Community einlässt.
Also wenn mich jemand ernsthaft fragt, ob er noch eine Homepage benötigt, oder seine jetzige Homepage nur wenige Leser hat und er diese abschalten will, dann kann ich nur sagen:
Die eigene Homepage gegen Facebook einzutauschen ist das Dümmste, was Du machen kannst!
Wer die eigene Homepage nicht ernst nimmt und kaum Zeit investiert, wird auf seiner Facebook Fan-Page noch weniger Erfolg haben. Und wenn morgen Mark Zuckerberg die Fan-Page kostenpflichtig macht? Dann fängst Du morgen quasi bei „Null“ wieder mit einer neuen Homepage an – ganz ohne Google Ranking.